Heute hier morgen dort – ausgestiegen aus dem Alltag

Bei mir muss sich immer etwas bewegen: der Körper, das Leben und die Arbeit. In meinem Berufsalltag fuhr ich kreuz und quer durch Deutschland, sauste von einem Kunden zum nächsten und glaubte alles muss so sein und ich bin glücklich damit. Ich war der festen Überzeugung, es war alles so richtig, wie es war. Dann telefonierte ich mit meiner Freundin.

Normalerweise war unsere Urlaubsart eine andere, wir zogen meist quer durch die Länder und der Weg war das Ziel. Es gab immer etwas zu entdecken und Abenteuer zu bestehen. Allerdings rückte auch der 40. Geburtstag näher. Wir entschieden uns diesmal für einen Ayurvedaurlaub. 14 Tage Wellness so unsere Vorstellung, entspannende Massagen, leckeres Essen und dabei ein paar Kilos verlieren. Jung, frisch und gesund aussehen. Ich äußerte meine Bedenken: 2 Wochen Sri Lanka und dann nur an einem Ort, eine Ayurvedaklinik im Dschungel nichts Drumherum – ist das auszuhalten? Oder wird über uns die große Langeweile überkommen?

Zur Begrüßung gab es einen leckeren alkoholfreien Cocktail und dann saßen wir bereits beim ayurvedischen Abendessen. Dabei fühlten wir uns wie Fremdkörper. Die Gespräche der vor allem alleinreisenden „Mädels“ zwischen Mitte dreißig und Anfang siebzig, die sich hier schnell in Gruppen zusammenfanden, drehten sich um Details der Verdauung, um die Erfahrung mit einem Stirnguss und ob die Nasenreinigung mit Schmerzen verbunden sei. Manche trugen merkwürdige Turbane auf dem Kopf. Der Laie schaut und wundert sich.

Der Arzt bestimmt meinen Doshatyp- ich bin ein „Pitta“. Nach einer akribischen Untersuchung bekam ich meinen individuellen Behandlungsplan mit der Kräutermedizin und ein Gläschen eines wohlschmeckenden Kräutersudes. Was ein bisschen wie Jägermeister ohne Alkohol schmeckte. Das wäre für die „purgation“, meinte der Arzt. Die kommende Nacht machte ich kein Auge zu und war gefühlt 37 Mal auf der Toilette. Am Morgen darauf ging es mir gar nicht gut und mir kamen bereits Zweifel, warum ich mir bitte so etwas in meinem Urlaub antue. Meine Freundin lächelte milde, hatte bei ihr der Kräutersud doch gar nichts bewirkt.

Die Ausreinigung war für mich das Unangenehmste. Danach entspannte ich in der Kräutersauna, genoss Kopf- und Fuß Massagen und angenehme Synchronölmassagen. Ja auch ich trug später einen Turban. Dieser ist einfach notwendig, damit das Heilkräuteröl über die Haare und die Kopfhaut einzieht. Ich spürte, wie ich jeden Tag mehr zur Ruhe kam, ich Zeit geschenkt bekam über Einiges in meinem Leben neu und aus einer anderen Sichtweise nachzudenken. Ich nahm mir Zeit endlich mal wieder ein Buch zu lesen und war im „Jetzt“ als ich gefühlt stundenlang den possierlichen Streifenhörnchen zuschaute, wie sie sich um Mangostückchen balgten. Wie schrieb ich nach Hause: “ Hier wirst du brachial heruntergefahren und dann sanft wieder aktiviert. Das Gefühl ist fantastisch!“

Ich fühlte mich wohl, entschlackt, voller Kraft und Energie. Nebenbei verlor ich auch noch einige Kilos. Jetzt wieder einige Wochen zu Hause stellte ich fest, daß dieser Zustand der inneren Ruhe immer noch anhält. Möge es noch lange so sein. Auf die Frage: “ Würdest du eine Ayurvedakur wieder machen?“ Antworte ich mit einem klaren Ja! Eine unglaubliche Erfahrung. Allein der Gedanke löst Glücksgefühle an diese intensive und wohltuene Zeit aus.

Und in meinem Leben hat sich etwas geändert: Inzwischen bin ich sehr glücklich mit meiner Selbstständigkeit.

(Anke, 40)